Wer austeilt, müsse auch einstecken können, bemüht das Westfalen-Blatt den Volksmund und, reagierend auf die Kritik von Ulrich Buchalla, schreibt sein Redakteur Stefan Küppers weiter, er teile diese Grundausage unbedingt. Streitiges Auseinandersetzen und Argumentieren gehöre zum Handwerk des Journalisten. Wir finden dennoch, dass einseitige Wertungen ausschließlich in deutlich gekennzeichnete Kommentare gehören.
Berichte sollten so verfasst werden, dass alle Meinungen von Beteiligten erkennbar sind und der Leser sich ein Urteil bilden kann. Leserbriefe dürfen in ihrer Aussage absolut nicht verändert werden. Darauf ist bei erforderlichen Kürzungen wohl zu achten. Persönliche Angriffe von Leserbriefverfassern auf Dritte sollten allerdings aus Gründen der Fairness und Sachlichkeit nicht veröffentlicht werden. Das hatte das Westfalen-Blatt leider nicht bedacht, als es Unterstellungen eines Lesers wiedergab, Ulrich Buchalla hege persönliche Aversionen gegen Herrn Pahmeyer. In einem anderen Fall war die Zuschrift eines Lesers auf eine Weise gekürzt worden, der der Verfasser, wie er uns versichert hat, nicht zugestimmt hätte.
Der vornehmste Platz des Journalisten sei zwischen den Stühlen, schreibt Küppers. Das ist wahr: Dort gehört er hin um zu analysieren, den Bestand aufzunehmen, Nachrichten zu verbreiten. Zwischen den Stühlen hört er nämlich beide Seiten. Aber er ist nicht deren Anwalt, auch wenn er versucht ist, Sympathien und Antipathien journalistisch wertend zu verteilen und selbst mit kleinsten Wortspielen Plus- oder Minuspunkte zu vergeben.
Beispiel Biogasanlage: Wenn sich der Zeitungsredakteur schon selbst nicht als Fachmann für Biogasanlagen bezeichnet, sollte er sich auch nicht, wie geschehen, einseitiger Meinungsmache für eine Kofermenteranlage befleißigen. Nachweislich bergen Kofermenteranlagen höhere Gefahrenpotentiale als Anlagen, die nachwachsende Rohstoffe verarbeiten und denen zweifellos die Zukunft gehört.
Beispiel OGS-Mensa: Der Verweis auf Politiker wie Herrn Heidemann (Grüne), der in seiner Stellungnahme Versäumnisse der Verwaltung ausreichend aufgezeigt habe, verdeckt, dass dieser Aspekt in der Berichterstattung vorher überhaupt keine Beachtung gefunden hatte. Es kann aber nicht Aufgabe von Fraktionsvorsitzenden sein, quasi aufklärend-korrigierend primäre Jounalistenaufgaben zu übernehmen!
Die CDU in Werther hofft nicht auf eine Berichterstattung im Sinne der Partei. Sie bleibt aber bei der Forderung nach einer fairen und objektiven, alle Facetten berücksichtigenden Darstellung und Kommentierung. Eine Schwarz-Weiß-Malerei wird den Geschehnissen aber nie gerecht.