Ein Ingenieur will für die CDU Werthers Rathaus erobern
Der Mittlere aus dem CDU-Führungstrio, Ralf Eckelmann, will als Bürgermeister kandidieren, wenn die Partei ihn aufstellt. Alexander Fillers (r.) hat schon vor Monaten seine ursprünglichen Kandidtur-Absichten abgesagt, links Ratsfraktionschefin Birgit Ernst.
Werther (WB). Überraschende Personal-Rochade bei der CDU: Für die Direktwahl des Bürgermeisters bei der Kommunalwahl am 13. September will nun nicht mehr der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Alexander Fillers kandidieren. Stattdessen wird der Vorstand den CDU-Mitgliedern bei der Wahlversammlung am 16. Januar den stellvertretenden Stadtverbandsvorsitzenden Ralf Eckelmann für eine Bürgermeister-Kandiatur vorschlagen.
Ralf Eckelmann ist Diplom-Ingenieur für Maschinenbau, leitet als Betriebsleiter einen metallverarbeitenden Betrieb in Bünde und ist seit 2014 kommunalpolitisch in Werther aktiv. Der 49-jährige ist Ratsmitglied, stellvertretender Fraktionsvorsitzender sowie im CDU-Stadtverband Vertreter des Vorsitzenden Alexander Fillers. Fillers erläuterte im Gespräch mit dem WB, wie es zu dem für Außenstehende unerwarteten Wechsel kommt. Noch vor einem Jahr hatte die Partei offiziell erklärt, Fillers als Gegenkandidat für die bisherige Amtsinhaberin Marion Weike (SPD) aufzubauen. Deren Verzichtserklärung im November auf eine weitere Bürgermeister-Kandidatur – stattdessen bewirbt sie sich bekanntlich um das Landratsamt im Kreis – hat die politische Landschaft Werthers in Bewegung versetzt. Wobei Filler betont, dass seine persönlicher Verzicht-Entscheidung bereits im September 2019 im engeren CDU-Vorstandskreis besprochen worden sei.
Bei einer CDU-Haushaltsklausur im November wurde die Bereitschaft Eckelmanns zur Bürgermeister-Kandidatur dann fraktionsintern kommuniziert. Am Donnerstag, 16. Januar, 19.30 Uhr im Amedia-Hotel will sich Eckelmann dem Votum der CDU-Mitglieder stellen, wobei bei dieser Gelegenheit auch andere Kandidaturen grundsätzlich noch möglich sind. Ralf Eckelmann stammt aus Jöllenbeck, lebt aber seit 20 Jahren in Werther. Er ist verheiratet, hat drei Kinder (14-jähriger Junge, zwei 11-jährige Mädchen) und betont: „Ich liebe diese Stadt.“
Damit ist ein wichtiger Teil seiner Motivation genannt. Doch der Diplom-Ingenieur traut sich das Bürgermeister-Amt in Werther auch durchaus zu, wobei er auf seine langjährigen Erfahrungen als Betriebsleiter mit personeller und disziplinarischer Verantwortung (derzeit für 80 Mitarbeiter) verweist. Als Ingenieur glaubt er auch eine „andere Sicht auf die Dinge“ in einem Rathaus zu haben. Mit Alexander Fillers, selbst ein Diplom-Ingenieur, ist Ralf Eckelmann sich einig, dass in Werther in den vergangenen Jahren einiges liegen geblieben sei, dass viele wichtige Projekte zu lange aufgeschoben worden seien, dass Prozesse im Rathaus stärker hinterfragt und letztlich schneller abgewickelt werden müssten. Wenn eine Führungskraft im Rathaus zum Beispiel bei der Bewertung von Gutachten auch technisches Verständnis mitbringe, nicht nur juristische Fachkenntnis, ist das nach Überzeugung von Fillers auch deshalb hilfreich, weil speziell in Werther Gutachten geradezu exzessiv durch die Stadt beauftragt worden seien.
Seinen persönlichen Rückzug von der Bürgermeister-Kandidatur begründet Fillers zum einen mit der gestiegenen Nachfrage nach Ingenieur-Leistungen seines eigenen Büros (Energieberatungen). „Das Büro läuft unheimlich gut“, sagt er. Zwar hätte er seine Nachfolge gut regeln können. Doch hätten ihn vor allem einige Erfahrungen der vergangenen Monate an seiner Bürgermeister-Kandidatur zweifeln lassen. „Obwohl ich auf fast jeder Veranstaltung war, hatte sich mein Bekanntheitsgrad bei vielen Bürgern kaum geändert.“ Und Fillers macht keinen Hehl daraus, dass sein genauerer Blick auf die Bürgermeister-Aufgaben in den vergangenen Monaten zu der Überzeugung geführt hätten, dass „das für mich, aber auch einige Mitarbeiter in der Verwaltung zu einer schwierigen Sache geworden wäre.“ Dass er selbst noch ein privates Insolvenzverfahren durchläuft, sei von einigen älteren Parteimitgliedern zwar zwischenzeitlich zum Thema gemacht worden, hat Fillers zufolge bei seiner Rückzugentscheidung aber eine untergeordnete Rolle gespielt.
CDU-Fraktionschefin Birgit Ernst hat eine eigene Bürgermeister-Kandidatur mehrfach dem WB gegenüber abgelehnt. Ernst hatte zuletzt für das Europarlament kandidiert und schließt eine weitere Kandidatur für den NRW-Landtag nicht aus. 2014 hatte die CDU auf einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten verzichtet.
Kommunalpolitik in Werther wird auf einmal richtig spannend. Der angekündigte Rückzug von Marion Weike setzt vieles neu in Bewegung. Weil auch die Erfolgschancen beim Wähler ohne die langjährige Amtsinhaberin bei vielen ganz neu bewertet werden. Zum Beispiel bei der CDU.
Wenn der Diplom-Ingenieur Ralf Eckelmann tatsächlich von der CDU zum Bürgermeister-Kandidaten gekürt werden sollte, müsste dieser an seinem noch blassen politischen Profil sicherlich einiges nachschärfen. Doch Wertheraner hätten mal wieder eine echte Wahl. Hier der eloquente, auf der großen politischen SPD-Bühne agierende und mit eigenem Markenbewusstsein ausgestattete Veith Lemmen (der Mann mit dem Hut), dort der vom Typ eher zurückhaltend auftretende Ingenieur aus Werther, der an den richtigen Schrauben im Rathaus drehen will. Gegensätzlicher geht’s kaum.
Doch die Rechnung ist eine mit Unbekannten. Wer wird wohl für die in Werther traditionell starken Grünen seinen Hut in den Ring werfen, die, wie man hört, ebenso den Kampf ums Bürgermeisteramt wagen wollen? Wie gesagt: Dieser Wahlkampf dürfte spannend werden.