Auf diese Weise möchte die CDU die Raser in Werthers Innenstadt ausbremsen
Wer irgendwelche Zweifel hatte, dass auf der Ravensberger Straße vielleicht doch nur unwesentlich zu schnell gefahren wird, musste sich Anfang Dezember eines Besseren belehren lassen. Da nannte ein Planer im Ausschuss für Mobilität Zahlen. Die bezogen sich zwar in erster Linie auf den Verkehrsversuch und nicht die Höhe der Tempoverstöße. Erwähnt wurden sie trotzdem und zeichnen ein trauriges Bild: Statt der erlaubten 20 waren 85 Prozent der Autofahrer mit fast 30 Stundenkilometern unterwegs - Ausreißer nach oben nicht mitgerechnet. Das hatte eine Verkehrszählung vom Februar ergeben. Mit der Einbahnstraße dürften die Zahlen noch einmal gestiegen sein, da Autofahrer nun ja keinen Begegnungsverkehr mehr zu fürchten brauchen. Insgesamt also eine Situation, die die CDU nicht länger hinnehmen will. Sie fordert Abhilfe - und macht einen Vorschlag, wie es gelingen kann.
Runter vom Bleifuß: Das fordern viele Bürgerinnen und Bürger aus Werther seit langem. Jetzt hat die CDU diesen Wunsch ganz offiziell zum Antrag erhoben. "Wir alle erleben täglich, wie wenig sich die Autofahrer an das vorgeschriebene Limit von Tempo 20 halten", beklagte Martina Timpe im Mobilitätsausschuss. Besonders gelte das in den späten Abendstunden und am Wochenende. "Und übrigens sind auch Radfahrer oft zu schnell unterwegs", hat die CDU-Ratsfrau festgestellt. Dabei seien doch alle - Lkw, Pkw, Radfahrer und Fußgänger - auf die Rücksicht des jeweils anderen angewiesen. Weil das aber leider die wenigsten beherzigen würden, käme es immer wieder zu kritischen Situationen.
Um diesem Zustand entgegenzuwirken, fordert die CDU, auf der Ravensberger Straße Messtafeln anzubringen, die auf digitalen Displays die gefahrenen Geschwindigkeiten anzeigen. Und zwar nicht nur ein paar Tage lang, sondern über einen längeren Zeitraum. Auch darüber, wo die Tafeln stehen sollen, hat sich die CDU Gedanken gemacht: in Höhe des Lesezeichens, der Kreissparkasse und vor Elektro-Heidenreich, und zwar eine in jede Richtung.
CDU setzt auf den Erziehungsfaktor
Selbstwahrnehmung" nannte Martina Timpe das. "Wenn wir es nicht schaffen, die Autofahrer zu überzeugen, aus eigenem Antrieb den Fuß vom Gas zu nehmen, müssen wir ihnen den Spiegel vorhalten." Eine andere Möglichkeit habe die Stadt ja leider auch nicht, da es ihr nicht erlaubt sei, den fließenden Verkehr zu kontrollieren. "Dann müssen wir eben auf den Erziehungsfaktor setzen." Will heißen: Wenn Passanten und andere Verkehrsteilnehmer sehen, wie schnell man unterwegs ist, nimmt man vielleicht aus eigener Erkenntnis den Fuß vom Pedal. "Denn hier geht es um die Verkehrssicherheit aller."
Die übrigen Fraktionen fanden den Vorschlag ausnahmslos gut, hielten lediglich die Menge von sechs Tafeln für übertrieben. "In der Einbahnstraße bei Heidenreich in beide Richtungen eine aufzustellen, ist ohnehin sinnlos", monierte Hannes Dicke-Wentrup (Freie). Den Standort könne man getrost beerdigen. Dirk Schröer (UWG) befürchtete darüber hinaus einen gewissen Gewöhnungseffekt: "Ich sehe das vor dem Museum an der Schloßstraße. Nach spätestens drei Monaten fahren die Autofahrer genauso schnell wie vorher."
Von der Verwaltung wollte er wissen, wie viele dieser Messtafeln die Stadt besitzt. "Vier", sagte Bürgermeister Veith Lemmen. Aktuell seien sie allerdings im Winterschlaf, da ihre Akkus bei zu niedrigen Temperaturen Schaden nehmen würden. In der Regel seien die Tafeln daher nur in den Monaten März bis Oktober im Einsatz. Auch er warnte vor dem Gewöhnungseffekt. "Aus dem Grund lassen wir die Tafeln regelmäßig wandern." Wenn es von der Politik gewünscht sei, könne man natürlich gern noch mehr Exemplare anschaffen.
Stadt schafft für 5.000 Euro zusätzliche Geräte an
Das hielt Wolfgang Böhm (WDGA) für eine gute Idee. Ohnehin müsse man mit "Sockelstrategien" arbeiten, wie er es nannte, und zusätzlich noch Personenkontrollen durchführen, um die Sache in den Griff zu bekommen. Erika Sahrhage (SPD) schlug schließlich vor, zwei zusätzliche Geräte anzuschaffen, die auch im Winter funktionieren. Das soll nun passieren, die Beschaffungssumme von 5.000 Euro wird in den Haushalt für kommendes Jahr eingestellt. Bestenfalls, so Martina Timpe, sollen die Tafeln dann nicht nur die gefahrenen Geschwindigkeiten, sondern auch lachende oder traurige Smileys anzeigen. Und sie sollen über eine Solarplatte betrieben werden. Die Entscheidung über die Maßnahme fiel einstimmig.