Einbahnstraße in Werther: CDU schlägt Kompromiss vor
Noch läuft der Verkehrsversuch in Werthers Innenstadt, noch gilt auf gut 100 Metern der Ravensberger Straße eine Einbahnstraße auf Probe. Daran scheiden sich die Geister: Bürger, Politik und Werbegemeinschaft diskutieren heftig, oft hitzig. Die Fronten scheinen verhärtet zu sein. Aber wie geht es nach Ende des Versuchs weiter? Jetzt schlägt die CDU einen besonderen Kompromiss vor.
Zur Erinnerung: Ende August 2023 endet die auf ein Jahr angelegte Versuchsphase. Noch bis dahin gilt: Auf der Ravensberger Straße zwischen der Einmündung der Tiefenstraße am Venghauss-Platz und der Einmündung der Rosenstraße dürfen Kraftfahrzeuge nur in Fahrtrichtung Volksbank/Café Bossert fahren.
Das sorgt nach wie vor für Diskussionen, teils mit erhitzten Gemütern. Während die Befürworter der Regelung mit weniger Fahrzeugen in diesem Abschnitt argumentieren, verweisen die Gegner auf höheres Tempo vieler Durchfahrender mit Gefährdung entgegenkommender Radfahrer sowie auf den Umweg, der mehr Zeit und Sprit kostet. Autos würden nicht weniger, sondern führen lediglich einen Umweg. Die Werbegemeinschaft Werther beklagt ausbleibende Kundschaft und Umsatzausfälle in mehreren Geschäften.
Wie also soll es von Ende August an weitergehen? CDU-Fraktionsvorsitzender Ralf Eckelmann, seine Mitstreiter Alexander Fillers und Martina Timpe, allesamt für die CDU Mitglieder im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Digitales, präsentieren jetzt einen Kompromissvorschlag: „Die Einbahnstraßenregelung sollte aufgehoben werden, stattdessen würde die Innenstadt zu einer Fahrradzone. Und zwar auf der Ravensberger Straße zwischen Bossert und der Schloßstraße/Runde Ecke, eine solche Fahrradzone würde außerdem Bereiche wie Mühlenstraße, Mühlenwiese und Am Bach umfassen“, erklärt Ralf Eckelmann. „Dort wäre dann mit Zusatzschildern ein Nebeneinander von Kraftfahrzeugen und Fahrrädern in beide Fahrtrichtungen ausdrücklich erlaubt – wie seit einiger Zeit rund ums Gymnasium.“
Was in einer Fahrradzone erlaubt ist
In einer Fahrradzone gelten dieselben Regeln wie in Fahrradstraßen, nur ausgedehnt auf eine gesamte Zone: Höchstgeschwindigkeit 30 km/h (bislang gilt in der Innenstadt seit vielen Jahren Tempo 20). Falls Pkw und/oder Motorräder zulässig sind, dürfen sie den Radverkehr weder behindern noch gefährden. Sie dürfen also nicht drängeln, wenn Radler nebeneinander fahren – was hier ausdrücklich erlaubt ist. Das hat keinen Einfluss auf das Vorfahrtsrecht: Falls die Vorfahrt nicht durch Zeichen anders geregelt ist, gilt für alle rechts vor links.
„Dieser Kompromiss macht es unattraktiver für den Durchgangsverkehr, dieser bliebe aber erlaubt“, argumentiert Alexander Fillers. Dass man wieder aus Richtung Ampelkreuzung kommend auch mit dem Pkw in die Innenstadt fahren dürfe – und nicht nur wie momentan auf den ersten 70 Metern bis zum Parkplatz -, das sei gerade für Auswärtige wichtig, „denn ein Ort sollte einladend wirken“, findet Martina Timpe. Der Kompromiss erhöhe dennoch die Aufenthaltsqualität, sagt Ralf Eckelmann. „Damit wollen wir auch der Werbegemeinschaft die Hand reichen.“
„Es hat sich von der Werbegemeinschaft nie jemand dazu bei uns gemeldet - das ging immer nur über die Presse.“
CDU-Fraktionschef Ralf Eckelmann zur Kritik, es fehlten nach wie vor konkret festgehaltene Kriterien für einen Abbruch des Verkehrsversuchs.
Und was sagt die CDU zur Kritik auch der Werbegemeinschaft, die laut Stadtrat Ende 2021 beschlossenen Ausstiegskriterien, den Verkehrsversuch bei negativen Auswirkungen auf die Geschäfte notfalls auch abzubrechen, seien bis heute nicht konkret formuliert und irgendwo festgehalten worden? „Es hat sich von der Werbegemeinschaft nie jemand dazu bei uns gemeldet - das ging immer nur über die Presse“, antwortet Eckelmann – und beklagt: „Dass laut Werbegemeinschaft die Politik nicht auf die betroffenen Händler hört, diese Unterstellung ist schon eine Wucht. Das hat mich geschockt.“
Wie die CDU berichtet, seien etwa 75 Prozent ihrer Mitglieder gegen die Einbahnstraße. „Aber wir wollen ja fraktionsübergreifend alle mitnehmen“, betont Martina Timpe. Der beschriebene Kompromissvorschlag soll als offizieller Antrag am Montag, 22. Mai, im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Digitales eingebracht und beraten werden. „An diesem Tag sollen auch die von der Stadt erhobenen Umfrageergebnisse vorgestellt werden“, weiß Alexander Fillers.
Die öffentliche Sitzung beginnt um 18 Uhr im Ratssaal