Süthfeld II ganz oben auf der Agenda
Ralf Eckelmann: Nein, das war auch nie so. Die CDU hat immer gesagt, dass es mehrere Anwärter gibt. Ich ziehe den Hut vor Alexander Fillers, dass er rechtzeitig offen gesagt hat, dass es für ihn persönlich und beruflich nicht passt.
Welche Fähigkeit als Maschinenbau-Ingenieur brächten Sie mit ins Rathaus?
Eckelmann: Da ist besonders der technische Sachverstand zu nennen. Ich habe meinen Beruf von der Pike auf gelernt. War Maschinenschlosser, habe viele technische Prozesse kennengelernt, weiß heute als Betriebsleiter, wie Aufgaben delegiert werden. Gemeinsam wird das Ziel erarbeitet. Jeder Mitarbeiter muss wissen, wo er steht – auch, in welcher Verantwortung er steht. Für Werther ist es wichtig, die Mitarbeiter neu zu motivieren. Die technische Infrastruktur muss neu beleuchtet werden hin zu einer vorausschauenden Entwicklung.
Sie haben sich beklagt, dass viele Dinge zu oft hinter verschlossenen Türen erörtert werden. Wie wollen Sie das ändern? Können Sie das überhaupt?
Eckelmann: Es ist gesetzlich genau geregelt, das zum Beispiel Vertragsangelegenheiten nichtöffentlich zu behandeln sind. Das ist auch gut so. Aber es geht darum, mehr Transparenz für die Bürger zu schaffen und Informationen der breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wo dies möglich und nötig ist. Da wurden in der Vergangenheit Bürgerversammlungen in die Ferien gelegt. Oder wir Fraktionen bekamen 300 Seiten lange Vorlagen mit nur zehn Tagen Zeit, sie durchzuarbeiten. Das ist im Ehrenamt sehr sportlich. Es blieb zu wenig Zeit, auch mit Bürgern darüber ins Gespräch zu kommen. Auch aktuell habe ich den Eindruck, dass Frau Weike manche Dinge nur noch abhaken will. So wird durch vieles hindurch galoppiert.
Sie sprechen auch von eingerissenen Brücken, die Sie als Bürgermeister wieder aufbauen wollen. Was heißt das?
Eckelmann: Es liegen Projekte brach, weil es nicht um die Entwicklung der Stadt geht, sondern um persönliche Einstellungen. Beispiel Weco. Gerhard Wehmeyer und die Bürgermeisterin werden nicht mehr miteinander sprechen. Dem jüngst gefassten Beschluss zum Bebauungsplan fehlt jede zukunftsweisende Perspektive. Es werden nur Grenzen aufgezeigt. Warum sollten wir hier nicht ein Leuchtturmprojekt etablieren? Vielleicht als Gelände mit Wohnen und Arbeiten für Start-Ups. Wir haben schließlich die Nähe zur Uni. Wer mit Visionen und konkreten Vorschlägen zur Bezirksregierung geht, kann da vielleicht mehr möglich machen als gedacht.
„Werther wird vor Ort gemacht“, lautet Ihr Slogan. Bleibt der Wertheraner Politik überhaupt Spielraum, nicht zuletzt wenn Folgen der Corona-Krise finanziell durchschlagen?
Eckelmann: Der Gürtel muss enger geschnallt werden, das ist richtig. Aber ein Großteil wird weiter möglich sein, weil Hilfen von Bund und Land in Aussicht gestellt sind.
Welches Projekt darf auf keinen Fall hinten rüber fallen?
Eckelmann: Die Kläranlage, das ist die größte Investition, die als nächstes ansteht. Aber oberste Priorität hat die Trinkwasserversorgung.. Es muss aktiv und sofort geplant werden, wo die Uralt-Rohre ausgetauscht werden. Das Thema wird mir von Bürgern immer wieder angetragen.
Wird Werther vor Ort nur im Rathaus gemacht?
Eckelmann: Zum Glück gibt es auch noch das Ehrenamt. Es toll, dass sich in Werther so viele Leute in Vereinen engagieren. Weil ich großen Wert darin sehe, bin ich selbst nicht nur in der Politik, sondern auch als Vorsitzender des Fördervereins der Gesamtschule tätig. Ich weiß von daher aber auch, wie schwer es ist, Menschen für ehrenamtliche Posten zu gewinnen. Besonders, wenn größere Verantwortung damit einher geht. Ein Bürgermeister kann Austausch und Wertschätzung fördern.
Am Ende werden wichtige Projekte aber auch von externen Planungsbüros mitgeprägt. Ist Werthers geringe Größe – und damit auch die der Verwaltung – ein Handicap?
Eckelmann: Ich bin überzeugt, dass der ein oder andere Mitarbeiter mehr im Rathaus sinnvoll ist. Wer hier arbeitet, weiß besser um das Umfeld Bescheid als Externe. Nicht alles kann Werther selbst stemmen, aber bei manchem hat man besser den Finger drauf.
Werthers Infrastruktur hat von Freibad bis Museum eine Menge zu bieten. Viele Familien suchen genau das – finden aber das Entscheidende nicht: Wohnung oder Bauplatz. Wie kann da etwas in Bewegung kommen?
Das ist in der Tat ein entscheidendes Thema. Es gibt nur wenige Baulücken, die sind oft in privater Hand und kaum greifbar. Der Blotenberg birgt nach wie vor viele Unwägbarkeiten. Da ist eine Normenkontrollklage anhängig und die Festlegung der Grundstückspreise nicht ohne Risiko, weil die Gesamtkosten unklar sind. Zehn Euro mehr oder weniger pro Quadratmeter entscheiden da über eine halbe Million Euro. Große Möglichkeiten sehe ich für das Süthfeld II.
Dort bewegen Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes in schwierigem Gelände. Wie schnell kann das Realität werden? Beim Blotenberg fliegen die Jahre nur so dahin...
Eckelmann: Anfangs wurde nur abgewunken – „geht nicht“. Jetzt hat das Verkehrsgutachten gezeigt, dass da sehr wohl etwas möglich ist. Die CDU wird im neuen Stadtrat einen Antrag stellen, über die mittelgroße Variante bis zum Siek einen Bebauungsplan zu legen. Wer weiß, vielleicht kriege ich es als Bürgermeister ja hin, dass dort am Ende eher Häuser stehen als am Blotenberg?
Die einen nennen es Klimaschutz, die anderen Bewahrung der Schöpfung. Wie unterscheiden Sie sich in diesem Punkt von den Mitbewerbern?
Eckelmann: Das Thema ist nicht zuletzt durch Fridays for Future ins Bewusstsein gerückt. Wir müssen sehen, wie wir Werther CO2-neutral bekommen. Doch das Handeln im Einklang mit der Natur muss auch im Einklang mit Bedürfnissen der Bürger und der Unternehmen stehen. Es gilt da, den größtmöglichen Konsens zu finden. Und hier sehe ich die CDU als die prädestinierte Partei, diese so unterschiedlichen wie berechtigten Interessen möglichst gut auszubalancieren.
Es fällt auf, dass in den verschiedenen Wahlprogrammen von Wasser bis Verkehr ähnliche Kernpunkte auftauchen. Warum tritt Werther in vielem auf der Stelle, wenn sich doch alle einig sind, das längst etwas hätte passieren müssen?
Eckelmann: Sagen wir so: Beim Durchsehen der Wahlprogramme der anderen Parteien ist festzustellen, dass manche Idee von uns abgekupfert wurde. Die UWG zum Beispiel macht in Sachen Süthfeld II gerade einen interessanten Schwenk. Viele unserer Ideen wurden bislang blockiert, nun aber nach vorn getragen. Wenn es der Sache am Ende dient: bitteschön.
„Ich komme zu Ihnen an den Küchentisch“, haben Sie nach Ihrer Nominierung angekündigt. Stattdessen kam Corona. Funktioniert der „digitale Küchentisch“, den sie stattdessen installiert haben?
Eckelmann: Auf einem Infostand in der Innenstadt erreicht man sicher mehr Leute. Für viele ist der Online-Kontakt noch ungewohnt. Aber dafür hat unsere Stadtrallye im Mai großen Anklang gefunden. Das war für viele eine willkommene Ablenkung und hat uns umgekehrt viele gute Gespräche beschert.
Welche beiden Kandidaten sehen sie womöglich am Ende in der Stichwahl?
Eckelmann: Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt beim besten Willen nicht vorhersagen. Ich kann aber versprechen, dass das Wahlkampfteam und ich 100 Prozent dafür geben, dass wir einen der beiden Kandidaten stellen.